Warum spielen wissenschaftliche Befunde in der
Bildungspolitik keine vorrangige Rolle?
Was zu berücksichtigen wäre:
(neue Rubrik – Start: März 2025)
♦ Gegliedertes Schulsystem doch nicht ungerecht – im Gegenteil ?
Eine strikte Differenzierung nach Leistung beim Übergang zur weiterführenden Schule verstärkt nicht die Bildungsungerechtigkeit. Sie kann sogar bei allen Schülern zu einem höheren Leistungsniveau führen. So die Soziologen Hartmut Esser und Julian Seuring in der Studie „Kognitive Homogenisierung, schulische Leistungen und soziale Bildungsungleichheit“ (2020). Interview Dt. Schulportal Bericht n4t Kurzdarstellung zur Studie
♦ Unterrichtsqualität hat nichts mit Schulpreisen zu tun
Wie lernwirksam der Unterricht ist, hängt weniger von Oberflächenmerkmalen ab (ob man Plenumsdebatten oder Gruppenarbeit sieht), sondern von seiner Tiefenstruktur: dem Ausmaß an kognitiver Aktivierung der Schüler, der Unterstützungsqualität des Lernklimas sowie einer störungspräventiven Klassenführung (Modell hier, Spots auf Hattie II da und dort). In der Fülle der empirisch gefundenen Trends besonders relevant:
¤ Entscheidend sind nicht schulische Strukturen, sondern die Professionalität der Lehrkräfte.
¤ Lernerfolg wird stark beeinflusst von der Qualität der Lehrer-Schüler-Beziehung.
¤ Der Umgang mit digitalen Hilfsmitteln wird immer wichtiger – erschließt aber keine neue Dimension des Lernens.
♦ Hausaufgaben durchaus effektiv
Hausaufgaben (HA) sind eine der wenigen Gelegenheiten für Schüler, ihre Selbständigkeit zu erproben. Und lt. Hatties XXL-Metastudie „visible learning“ (2009 & 2023, Kernbotschaften hier) haben sie in der Sekundarstufe, also bei älteren Schülern, auch überdurchschnittliche Lernwirksamkeit (d = 0,58). Im Sommerloch hört man zwar öfter, HA „brächten nichts“ – aber die zitierte Umfrage der TU Dresden (2008) war nicht repräsentativ und hatte keinerlei Aussagekraft. Der Lerneffekt von HA variiert allerdings mit ihrer Qualität – sie dürfen z.B. nicht zu schwer sein und nicht zu lange dauern. Video Zierer
♦ Frontalunterricht out? Von wegen …
Das Arbeiten „mit dem ganzen Haufen“ gilt manchen als überholt. Tatsächlich aber ist abwechslungsreicher, auch differenzierender, jedenfalls lehrergeleiterer Unterricht im Plenum (direct instruction) überdurchschnittlich lernwirksam, insbesondere für lernschwächere Schüler. Wikipedia Artikel Wellenreuther Hattie-Wiki Fachbeitrag Felten
♦ Fibel: weitaus bessere Rechtschreibleistungen als andere Methoden
Eine breit angelegte Studie (Kuhl & Röhr-Sendlmeier, Bonn 2018) hat gezeigt, dass Grundschüler Orthografie am besten nach der klassischen Fibelmethode lernen, also erst Buchstabe für Buchstabe und dann ganze Wörter. Diese Methode war in den letzten Jahrzehnten zunehmend als ‚überholt‘ (weil zu anleitend) außer Gebrauch, ja in Misskredit geraten. Studie Überblick Päda-News
(wird laufend erweitert)